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Kurzbeschreibung meines heutigen Interviewpartners:

Bildquelle: Steffen Ewald, Wikipedia

Heribert Bruchhagen hat über gut 30 Jahre die Fußball Bundesliga als Funktionär mitgeprägt wie wohl nur ganz wenige in seiner Zeit. Und so war es nur folgerichtig, dass dies gegen Ende seiner beruflichen Karriere auch mit dem Ehrenpreis der Bundesliga gewürdigt wurde.

In der Sache gerne schon mal hart mit klarer Positionierung, aber immer korrekt und fair im Umgang mit allen Sportbeteiligten, das charakterisiert diesen charismatischen und äußerst sympathischen Sportsmann wohl ziemlich gut.

Retrospektiv gibt er hier mitunter amüsante, aber auch zum reflektieren einladende Einblicke in die verschiedensten Bereiche seines Handelns und Denkens, mit Ups and Downs/ Erfolgen und Tiefschlägen, die auch bei ihm dazu gehörten. Denn er legt großen Wert auf die Feststellung, dass auch sein Werdegang nicht durchgängig von Erfolg gekrönt war. So hat er mitunter auch sehr viele Tiefschläge und sportliche Niederlagen hinnehmen müssen. Äußerst interessant zu hören, wie er damit umgegangen ist und was er daraus für sich gezogen hat!

Zu einem seiner Ups dürfte dabei ganz sicher zählen, dass er Ende der 60er als angehender Abiturient in der 12ten Klasse – dem Fußball war es schon damals gedankt – mit 160 DM Grundgehalt und 50 DM Punktprämie finanziell so weit vorne lag, dass er sich einen VW leisten konnte. Da damals allerdings weder sein Mathe- noch sein Lateinlehrer ein Auto besaßen, brachte ihm das allerdings nicht unbedingt tosenden Beifall seitens der Lehrerschaft ein … 😉 J

Fußball und Lehrerberuf ließen sich für ihn in der damaligen Zeit in Gütersloh geradezu ideal verbinden. Und gerade die Trainerzeit in Gütersloh hat ihn dabei auf die danach anstehenden Aufgaben im Umgang mit kritischen Bemerkungen sehr gut vorbereitet. Denn wie er hier so schön anmerkt: „Man freut sich nie über kritische Bemerkungen, aber man lernt damit umzugehen!“

Und dann kam quasi aus dem Nichts heraus Günter Eichberg und holte ihn nach Schalke, weg als Trainer der 3ten Liga in Gütersloh und direkt hinein in Funktionärsverantwortung bei diesem Traditionsklub, von Null auf Hundert!!! Seine Frau hatte ihm dabei damals den nötigen Rückhalt gegeben mit der wunderbaren Aussage: „Wenn Du glaubst, Dein Lebensglück auf Schalke zu finden, dann mach das!“ Und damit war das Ding Schalke geritzt, und wie sich dann später herausstellen sollte, war das gleichzeitig auch der Startschuss für eine ganz außergewöhnliche Funktionärskarriere in der Bundesliga …!

Bemerkenswert ist auch seine Einstellung zu Trainerentlassungen: „Jede Trainerentlassung ist auch ein Eingeständnis der eigenen Schwäche, es fällt auf den Entscheidungsträger zurück …“ Und da hat einer wie er halt auch die Größe, sich hier im Nachgang auch mal selbstkritisch zu hinterfragen und Zweifel einzugestehen. Chapeau, so ein Rückgrat würde man sich bei den handelnden Personen in der heutigen Zeit vielerorts viel häufiger wünschen.

Dazu passt auch wunderbar sein Prinzip von Einjahresverträgen mit Trainern, als vertrauensbildende Maßnahme. Auf den ersten Blick scheinen die Begriffe „Einjahresvertrag“ und „vertrauensbildende Maßnahme“ zueinander vielleicht im Widerspruch zu stehen. Das löst sich aber sehr schnell auf, wenn man seine Erläuterungen dazu hört. Einfach mal komplett anders gedacht und umgesetzt! Als Basis dafür führt er einen korrekten und fairen Umgang miteinander an und bringt dies in einer ihm eigenen Art absolut stimmig in sich und authentisch rüber.

„Fußball ist moderner Städtekampf geworden!“ Eine wie ich finde äußerst interessante These, die weit über das eigentliche Fußballgeschehen hinausgeht. Heribert führt dazu aus, dass viele junge Leute bei einem Bundesligaspiel ihres Vereins ein Wir-Gefühl entwickeln, was heute in kleinen Vereinen, sowie im Berufs- und Familienleben nicht mehr vorkommt. Und das darf jeden gerne mal zum Nachdenken anregen, denn meines Erachtens steht dies auch für ein zunehmend wachsendes gesellschaftliches Problem in unserer heutigen Zeit: „WIR“ war vorgestern, „ICH“ bestimmt das heute und morgen …

Vielleicht zählte Heribert nicht immer unbedingt zu den schillerndsten Persönlichkeiten der Bundesliga, was aber ohnehin auch nie sein Ansatz war, denn ihm ging und geht es in erster Linie immer um klare Erkennbarkeit in der Sache und um Inhalte. Aber dafür zählt er ganz sicher zu den charismatischsten Persönlichkeiten seiner Zunft: Analytisch und rhetorisch immer gestochen scharf, ggfs. auch schon mal schroff in seiner Art, aber immer respektvoll!

Ein echter Genuss, sich mit einem solch erfrischend sympathischen und echten Typen mit seinem äußerst profunden Erfahrungsschatz austauschen zu dürfen. Einfach reinhören, zurücklehnen und genießen, es lohnt sich, versprochen!!!

 

Profilvorstellung Interviewpartner

Name: Heribert Bruchhagen

Alter: 70

Geburtsort: Düsseldorf

Wohnort: Harsewinkel

Familienstand: Verheiratet

Kinder: 2 Töchter (38 und 33 Jahre alt)

Berufsabschluss/ -Ausbildung: Gymnasiallehrer

Ausgeübter Beruf heute: Rentner

Vorlieben, Hobbies: Leichtathletik, Golf, an allen Bereichen des Sports hochgradig interessiert und ein bisschen auch an Politik

„Kein richtiges Motto, aber ich schaue mit großer Dankbarkeit rückwärts. Die Retrospektive ist für mich ein wesentlicher Motivationsfaktor!

(Heribert Bruchhagen)

NO-NO, was für ihn gar nicht geht: Keinen Respekt vor Andersdenkenden zu haben!

 

Beruflicher Werdegang

Auch wenn man sich verwundert und ein wenig amüsiert die Augen reiben darf, aber was glaubt man wohl war für Heribert Bruchhagen, einem der der Bundesliga äußerst erfolgreich seinen ganz eigenen Stempel aufgedrückt hat, rückblickend die größte Herausforderung in seiner beruflichen Karriere???

Es war das Bauen seines ABITURS! Das verrät er hier mit einem süffisanten Lächeln, aber trotzdem völlig im Ernst. Da hatte wohl damals jemand als Unter- und Oberprimaner doch ein wenig Blut und Wasser zu schwitzen … 😉 Aber auch das große Latinum konnte ihn nicht aufhalten, seinen Weg unbeirrt fortzusetzen!

Nach dem Abitur hatte Heribert dann Lehramt studiert, und dabei auch schon während seiner Studienzeit an Schulen unterrichtet. Mit der Fächerkombination Geographie und Sport hat er dann über 11 Jahre hinweg als Gymnasiallehrer in Gütersloh das Zepter geschwungen. Denn auch wenn er jung war – wie er von sich selber sagt – war er damals sehr autoritär, weil er einfach selbst noch so von seiner eigenen Schulzeit geprägt war. Bei ihm durfte nicht geredet und gestrickt werden, Disziplinprobleme waren bei ihm glatte Fehlanzeige … So räumt er zwar mit einem Zwinkern ein, dass er Zweifel hat, ob er jetzt der großartige Pädagoge war, aber den Lehrerberuf hat er auf jeden Fall gerne ausgeübt, weil er ihm einfach leicht gefallen ist.

Lehramt und Fußball war für ihn damals eine ideale Kombination, beides ließ sich gut miteinander verknüpfen, sowohl als Spieler wie auch später als Trainer. Wobei nicht unerwähnt bleiben darf, dass er als Trainer noch einen deutlich höheren Aufwand zu betreiben hatte wie zuvor als Spieler. Denn damals stellte ein Trainer in der dritten Liga eine absolute One-Man-Show dar! Da musste er auch noch die Spieler selbst verpflichten, da gab es keine Physios , keine Reha- oder Torwarttrainer, und doch war die Trainertätigkeit, diejenige die er am liebsten von allen mit Herz & Seele ausgeübt hat!

Und von der dritten Liga aus, ging es dann nach Schalke und später bekanntermaßen zu weiteren Bundesligastationen! Aber zu Schalke ging er, nicht ohne vorher seiner Pflichterfüllung an seinem Gymnasium nachgekommen zu sein! So hat er – als er damals im März den Vertrag bei Schalke unterschrieben hatte – seinen Abiturjahrgang noch zur Matura begleitet, bevor dann im Juni der Dienstantritt „auf Schalke“ erfolgte.

Heribert ist nun wirklich jemand, der mit Fug und Recht von sich behaupten darf, das Fußballgeschäft von der Pieke auf gelernt zu haben: Profi – Trainer – Funktionär! Wer an einer Horizonterweiterung der besonderen Art interessiert ist… FEEL WELCOME!

„Beklage nicht Dinge, die Du nicht ändern kannst!“ Dieses Statement und noch einiges mehr laden förmlich ein zu Selbstreflexion und Inspiration pur!

 

Inhalte Podcastinterview Teil 1

Erfahren Sie in Teil 1 (30:07 Min.) dieses Interviews u.a. …

  • welchen Stellenwert er Lebenszufällen zuordnet
  • welche Stärken den Lehrer Heribert Bruchhagen ausgezeichnet haben
  • über seine Entscheidung die sichere A14-Stelle als Oberstudienrat aufzugeben und nach Schalke zu wechseln
  • welche seiner beruflichen Tätigkeiten er am liebsten ausgeübt hat
  • bei welcher Handlung der Vergangenheit er sich im Nachgang selbst als vorlaut und nicht besonders klug tituliert, und was er daraus gelernt hat
  • tiefere Einblicke über eine der skurrilsten Szenen ever der Fußball Bundesliga
  • was ihn bei Interviews missmutig stimmen kann und wie er seine Spieler immer auf den Umgang mit den Medien vorbereitet hat
  • warum, obwohl er kein Messdiener war, er trotzdem in 31 Jahren nie vor einem Sportgericht stand
  • bei welcher Trainerentlassung er sich rückblickend selbst heute immer noch nicht wohlfühlt
  • warum er Einjahresverträge für Trainer als vertrauensbildende Maßnahme ansieht, und welchen signifikanten Unterschied er zwischen Sport und Wirtschaft sieht
  • über Fußball als modernen Städtekampf

 

Weiterführende Links

Heribert Bruchhagen: https://de.wikipedia.org/wiki/Heribert_Bruchhagen

 

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