Kurzbeschreibung meines heutigen Interviewpartners:
Sein Motto: NIEMALS AUFGEBEN!!! Von ganz unten nach ganz oben, und wie! Von der Kreisliga A hat es Igli Tare zu einem der angesehensten Sport-Direktoren der italienischen Serie A geschafft!
Igli hatte mit so vielen Schwierigkeiten und Herausforderungen während seines beruflichen Werdegangs zu kämpfen gehabt, aber er hat sie allesamt in bravouröser Manier bewältigt. Er findet heute rückblickend nur positive Worte darüber und übt sich sogar in Dankbarkeit dafür, woran die meisten von uns wahrscheinlich innerlich zerbrochen wären.
Seine Vita liest sich teilweise wie ein Abenteuerroman und kann dem Betrachter einfach nur allergrößten Respekt abringen. Ergreifend, berührend, aber auch mit der einen oder anderen herzerfrischenden Anekdote gespickt, gewährt er in diesem Interview ganz besondere Einblicke und Perspektiven!
Begonnen hatte damals alles, als er mit 17 Jahren zusammen mit einem ebenfalls sehr jungen Geschwisterpaar, versuchte, bei Meter hohem Schnee die deutsch-tschechische Grenze zu überqueren. Einsam warteten sie stundenlang auf Schlepper in einem eisig kalten dunklen Wald und waren dabei einem großem Angstgefühl ausgesetzt. Sie mussten dreimal einen Anlauf nehmen, immer wieder nach Prag zurückkehren und hätten dabei erschossen werden können, ohne dass jemand davon erfahren hätte. Aber in der dritten Nacht schafften sie es dann endlich über die Grenze.
Da war er nun in Deutschland angekommen, in einer – wie er sagt – für ihn komplett neuen Welt, sprach kein Wort Deutsch, war ganz auf sich alleine gestellt und wollte seinen großen Traum verwirklichen, sich im Ausland als Fußballprofi durchzusetzen, nachdem das politische System in Albanien zusammen gebrochen war.
In Ludwigshafen lebte er anfangs in einem Container auf einem Schiff, zusammen mit anderen Asylanten, bevor ihm dann Südwest Ludwigshafen eine kleine Wohnung besorgte und er dort als Gärtner arbeitete. Er, der aus guten Verhältnissen kommend, hoch hinauswollte, schon mit 15 Jahren die ersten Spiele in der ersten albanischen Liga absolviert hatte und bereits mit der U21 Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation gegen Frankreich gespielt hatte, kämpfte um seine Existenz und sah sich dabei auf einmal der Situation ausgesetzt, noch nicht mal in der Oberliga (damals 3. Liga) eingesetzt zu werden, sondern er musste teilweise in der ersten Kreisliga auf der Asche spielen. Teilweise verhöhnt und verspottet von den eigenen Mitspielern, der deutschen Sprache nicht mächtig, hat er nie aufgegeben und solche Lebenssituationen immer wieder als Charakterprobe aufgefasst und bestanden.
Und dann kam es nach über 3 Jahren doch noch: „Das kleine Licht am Ende eines langen Tunnels.“ Ein albanischer Freund der Familie besorgte ihm ein Probetraining beim Karlsruher SC, die damals mit „Icke“ Hässler, Tarnat, Fink & Co gerade den spanischen Spitzenklub Sevilla im Europapokal mit 7:1 auseinandergenommen hatte. Die Ansage von Hässler „Wo spielst Du, ist das ein Fußballverein? Dann kann ich ja morgen auch meinen Kumpel mitbringen…“, hat ihn damals so angestachelt und motiviert, dass er wie er sagt „die wohl beste Trainingseinheit seiner ganzen Karriere“ hingelegt hat. Es ging für ihn damals im übertragenen Sinn „um Leben und Tod“, und er nutzte diese Chance so eindrucksvoll, dass Hässler nach dem Training zu ihm kam und ihm sagte: „Ich muss mich entschuldigen, Du hast uns allen heute gezeigt, dass Du es verdient hast. Und ich hoffe, Dich hier morgen wieder bei uns zu sehen!“ Diese anerkennenden Worte des damaligen Weltstars, bezeichnet er heute noch als den schönsten Tag in seiner sportlichen Karriere.
In Kaiserslautern pfiffen ihn sogar die eigenen Fans vor dem Spiel gegen Ulm aus. Er, der bis dahin kaum gespielt hatte und wohl am allerwenigsten für die sportliche Misere verantwortlich war, war auf einmal der Sündenbock für die Fans. Aber auch das sah er als weitere Charakterprobe auf seinem steinigen Weg und wollte es allen zeigen. Endstand: 6:2 für Kaiserslautern und Igli netzte dreimal ein! Auch wenn die Fans ihn danach als Fußball-Gott feierten, so war ihm doch viel wichtiger, dass sein Trainer Otto Rehhagel ihn nach dem Spiel noch auf dem Rasen umarmte und ihm sagte: „Junge, ich wusste es, dass Du Charakter hast und uns heute helfen wirst!“
Harte Arbeit und respektvoller Umgang, das hat ihn sein ganzes bisheriges Leben geprägt, schon von Kindesbeinen an, als sein Vater mit ihm und seinen 2 Brüdern schon vor der Schule jeden Morgen um 06:00, egal bei welchem Wetter, 1,5 Stunden Sport mit ihnen praktizierte.
Und so arbeitete er sich peu a peu immer weiter nach oben, bis er schließlich in Italien, dem gelobten Land für albanische Fußballer, landete und dort dann auch als Spieler so richtig durchstartete u.a. an der Seite des Weltstars Roberto Baggio.
Igli Tare, ein echter Macher und Kämpfer mit Charakter, der bei allem niemals Werte wie RESPEKT und EHRE aus den Augen verliert. Einfach ein toller Mensch, der mit seiner Aura wahrhaftig fesseln kann wie kaum ein zweiter und dessen Statements hier mehr als einmal zum Reflektieren einladen.
Profilvorstellung Interviewpartner
Name: Igli Tare
Alter: 45
Geburtsort: Vlora/ Albanien
Wohnort: Rom
Familienstand: Verheiratet
Kinder: 2 (15 und 6 Jahre alt)
Berufsabschluss/ -Ausbildung: Abitur
Ausgeübter Beruf heute: Sportdirektor von Lazio Rom
Vorlieben, Hobbies: Musik, Familie, Freunde und Reisen
„Niemals aufgeben!“
(Igli Tare)
NO-NO, was für ihn gar nicht geht: Rassismus und Leute, die keinen Respekt zeigen!
Beruflicher Werdegang
In ganz jungen Jahren (mit 15!) hat er schon sein erstes Spiel in der höchsten albanischen Liga gemacht und war schon albanischer Nationalspieler in der U21. Nach seiner Flucht nach Deutschland spielte er zunächst über einen Zeitraum von 3 Jahren für Südwest Ludwigshafen und VFR Mannheim in der Oberliga, mitunter sogar in der Kreisliga A.
Dann ging es als Vertragsamateur beim Karlsruher SC weiter, wo er auch zu seinen ersten Profieinsätzen kam, sich aber im Profigeschäft noch nicht nachhaltig durchsetzen konnte. Nach 2 Jahren beim KSC wechselte er dann nach Fortuna Düsseldorf in die zweite Liga, wo seine Karriere sich so langsam aber sicher in die richtigen Bahnen entwickelte und er über diese Zeit eine respektable Torquote vorweisen konnte
Nach 2 Jahren bei der Fortuna holte ihn dann Otto Rehhagel zum Betzenberg nach Kaiserslautern u.a mit dem Highlight-Spiel gegen Ulm, wo er drei Tore erzielte und vom Kicker zum Mann des Bundesligaspieltages gekürt wurde.
Danach ging es in das „Traumland“ jedes albanischen Fußballers, Italien, und über Brescia und Bologna schließlich nach Lazio Rom, wo er seine aktive Spielerkarriere beendete und übergangslos ins Sportmanagement einstieg. Heute ist er nicht nur eine feste Institution bei Lazio, sondern in der gesamten Serie A ist er als einer der renommiertesten Sportdirektoren der gesamten Liga angesehen.
Am Anfang seiner Managertätigkeit war er sich noch nicht ganz sicher, ob nicht vielleicht doch die Trainertätigkeit eine näherliegende Option gewesen wäre. Aber sein Präsident Lotito von Lazio Rom hatte da schon damals seine besonderen Fähigkeiten fürs Management erkannt, und nach einem Jahr in dieser Funktion wusste dann auch Igli für sich selber, dass es die richtige Entscheidung war.
Eine Idee darüber, wie es von der Kreisliga A in Deutschland bis zum Aufstieg zu einem der renommiertesten Sportdirektoren von statten ging, kann man hier in diesem Interview gewinnen. Wenngleich er einräumt, dass sein Fall eine absolute Ausnahme unter Millionen darstellt und er dafür dem lieben Gott nur danken kann.
Viel Spaß beim Aufsaugen vieler emotionaler und bewegender Momente vom Leben des Igli Tare, ein echtes Vorbild unserer Zeit in vielerlei Hinsicht!
Inhalte Podcastinterview Teil 1
Erfahren Sie in Teil 1 (29:19 Min.) dieses Interviews u.a. …
- über seine Beweggründe und seine Emotionen bei diesem mehr als abenteuerlichen Unterfangen in einer Nacht- und Nebelaktion die deutsch-tschechische Grenze zu überqueren.
- ob er dieses Wagnis der Flucht aus Albanien unter den damaligen gefährlichen Umständen aus heutiger Sicht wieder eingehen würde.
- wie ihn die Zeit in Deutschland geprägt hat und welche positiven Erfahrungen er aus dieser teilweise doch sehr beschwerlichen Zeit für seinen weiteren Lebensweg mitgenommen hat.
- warum auch die Zeit in der Kreisliga A für ihn so wichtig war
- woraus er immer wieder seine unglaubliche mentale Stärke gezogen hat und auch heute noch zieht
- über den Moment, als er das erste Mal „ein kleines Licht am Ende Tunnels“ gesehen hat
- was er so sehr an Deutschland schätzt
- über seine Ansicht von Schicksal
- warum dann der ganze große Durchbruch erst in Italien gelang
- was ihm in Italien aus seiner Zeit in Deutschland geholfen hat
- über sein Gespräch mit seinem Präsidenten bei Lazio, als es auf einmal nicht mehr um seine Vertragsverlängerung als Spieler ging, sondern um den Antritt als Sportdirektor
Weiterführende Links
Igli Tare: https://de.wikipedia.org/wiki/Igli_Tare
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